reboot

und plötzlich ist man einfach so wieder im anderen leben. der anblick der nächtlichen strassen mit den terrace häusern, des hinterhofes mit jamies zum trocknen aufgehängter wäsche, des zimmers mit dem blick zum gardasee an der wand - all das ist mir mittlerweile mehr als bekannt. dennoch ist da der eindruck von schizonphrenie, von nicht-begreifen-können, dass die jeweiligen eindrücke nicht wirklich vermittelbar sind, weder dort noch hier, nicht in worte fassbar, nur ansatzweise in bildern zu schildern, mir selber nicht geheuer. mit der geistigen und körperlichen erschöpfung der reise um die halbe welt in allen knochen und gedanken, die man wahrscheinlich nie begreifen wird, da sie dennoch virtuell stattfindet, eingepfercht auf wenigen quadratzentimetern, bodenkontakt nur in weltweit gleichen gängen und wartehallen, der ausblick auch stets der gleiche, trostlose gebäude neben unzähligen flugzeugen auf grauer piste.
im moment überwiegt gerade eine traurigkeit unbestimmter art, eine art heimweh nach menschen, nach euch, die ich euch leider nicht alle gesehen habe, nach teilweise wortloser gesellschaft, einfach nur beisammensein, zusammen das bier, das abendbrot, den fahrtwind geniessen. kein heimweh nach orten, die sind überall, hier halt anders, das ist es nicht.
ich habe eine überdosis engster freunde und familie, bin noch high, auch wenn der rausch manchmal nur schweigend genossen werden konnte. ich werde einige zeit brauchen, bis ich diesen sozialflash eingeordnet und verdaut habe, ihn mit den leuten hier abgeglichen habe. leute, die mich hier auch schon kräftig drücken, weil ich ein bisschen weg war.
ein wenig habe ich das gefühl, dass meine australische zeit jetzt richtig losgeht. das letzte halbe jahr war eingewöhnungszeit, fuss fassen und in die tür kriegen, ich bin zurückgekommen, ein wenig nach hause gekommen, auch wenn das bei einem rucksack voller besitztümer komisch klingt. jetzt steht kein termin fest, zu dem ich euch wiedersehen werde, demnächst drehen sich die gedanken um die verlängerung meiner zeit hier unten, um die suche einer vernünftigen wohnung, um's gemütlichmachen und weiter ausbreiten. und das fühlt sich gut an, das klingt nach neuer energie, nach umschaun und sicherer werden oder sein.
ich muss euch alle kräftig drücken und danken. für die wahnsinnig schönen und intensiven zwei wochen, die ich mit euch erleben durfte. mit jedem von euch auf eine eigene art, immer zu kurz, zu unaufgeregt. aber innerlich war totaler sonnenschein, endlose freude, fast zuviel. fast zuviel herzlichkeit und vertrautheit, entspannung, loslassen, verweilen. ich vermisse euch, bin froh und glücklich, in sydney zu sein, bin verwirrt und total durcheinander. aber glücklich tief drinnen, die aufkommenden tränen kommen woanders her, sind im kopf, nicht im herzen.
und ihr seid nicht nur in deutschland, der schweiz oder sonstwo, im moment sitzt ihr hier mit im zimmer, freut euch auf die sonne in der crown street morgen früh, auf den morgentlichen kaffee bei biscotti, das carlton draught morgen abend, den nächsten ausflug ins grüne.
bis bald.



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